Dieser Artikel wurde von unserem Director User Experience & Accessibility-Experten Daniel Ludes verfasst und am 11.03.2025 auf Medium veröffentlicht.
So erschließt Du neues Marktpotenzial: Barrierefreiheit für ältere Menschen
Über eine Milliarde Menschen weltweit sind heute über 60 Jahre alt (Quelle 1). Diese Zielgruppe ist oft gesund, aktiv und verfügt über eine solide Kaufkraft. Doch viele Unternehmen ignorieren ältere Menschen in ihren digitalen Strategien oder betrachten sie als homogene Gruppe. Das ist ein großer Fehler, denn wer die Bedürfnisse dieser Nutzer:innen ignoriert, verschenkt nicht nur eine Chance zur Marktvergrößerung, sondern riskiert auch, von dieser kaufkräftigen Zielgruppe als irrelevant wahrgenommen zu werden.
TL;DR? Alle Key Infos findest du unten bei “Facts & Figures”
Warum ältere Nutzer:innen entscheidend für den Erfolg Deines Unternehmens sind.

(Quelle Bild: 2 & 3)
Ältere Erwachsene besitzen oft mehr Immobilien- und Kapitalvermögen als jüngere Generationen. Menschen in ihren frühen 60ern haben im Durchschnitt neunmal mehr Vermögen als Menschen in ihren 30ern (Quelle 2 & 3), was sie zu einer lukrativen Zielgruppe macht. Außerdem haben viele von ihnen Zeit und sind bereit, ihr Einkommen für Produkte und Dienstleistungen auszugeben, die ihren Bedürfnissen gerecht werden.
Unternehmen, die ihre digitalen Produkte für ältere Erwachsene barrierefrei gestalten, können also nicht nur ihren Marktanteil erhöhen, sondern auch Markentreue aufbauen. Ältere Menschen sind dafür bekannt, eine starke Markenbindung zu entwickeln, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen werden (Quelle 17).
“Barrierefreiheit ist nicht nur ethische und gesetzliche Pflicht, sondern bringt auch wirtschaftliche Vorteile. Unternehmen, die Inklusion vernachlässigen, könnten Kund:innen und Marktanteile verlieren.”
- Daniel Ludes, Director User Experience & Accessibility-Experte bei SHAPE DACH
Die Vielfalt unter älteren Nutzer:innen verstehen.

Ältere Menschen sind keine homogene Gruppe, sondern eine vielfältige Zielgruppe mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Zum Beispiel unterscheiden sich die Anforderungen und Fähigkeiten von Menschen zwischen 60 und 65 Jahren stark von denen zwischen 75 und 80 Jahren. Die meisten älteren Erwachsenen sind aktiv, gesund und wollen digitale Produkte nutzen, solange diese benutzerfreundlich gestaltet sind.
Ein weit verbreiteter Fehler besteht darin, anzunehmen, dass ältere Nutzer:innen generell Schwierigkeiten mit der Technologie haben. Tatsächlich möchten viele von ihnen moderne, gut designte und funktionale digitale Produkte verwenden, und keine Minimalversionen mit großen Buttons und wenigen Funktionen. Heutige 60 jährige, waren bei der Einführung von PC und Internet in ihren 30ern und haben daher viele technische Neuerungen bereits mitgemacht.
"Es geht nicht darum, das Design auf das Nötigste zu reduzieren – vielmehr sollten wir sicherstellen, dass es klar, intuitiv und leicht verständlich ist."
- Patricia Moore, Pionierin im Bereich inklusives Design
Geschäftsvorteile durch barrierefreie, digitale Produkte.

Der Fokus auf Barrierefreiheit bietet klare Business-Vorteile:
Neue Märkte erschließen
Ältere Nutzer:innen sind eine schnell wachsende demografische Gruppe. Wenn Dein Unternehmen digitale Produkte zugänglich für diese Zielgruppe gestaltet, kannst Du einen bedeutenden Marktanteil gewinnen. Mit über einer Milliarde potenzieller Kund:innen
weltweit ist dies eine enorme Wachstumschance.
Markentreue und Kundenbindung stärken
Menschen über 60 bleiben oft Marken treu, die ihre Bedürfnisse ernst nehmen. Ein barrierefreies, zugängliches Design kann nicht nur neue Kund:innen anziehen, sondern auch die Kundenbindung stärken.
Verbessertes Markenimage bei Familien und Freunde
Nicht barrierefreie digitale Produkte erfordern oft die Hilfe von Familie und Freunden, was Zeit kostet und das Image des Produkts negativ beeinflusst. Barrierefreiheit sorgt für weniger Frustration im Umfeld der Nutzer:innen und verbessert das Markenimage.
Best Practices für barrierefreie Designs.

Damit Du das Potenzial älterer Nutzer:innen ausschöpfen kannst, hier einige Design-Tipps:
Klarheit und Einfachheit ohne Minimalismus
Ältere Nutzer:innen mögen es, wenn das Design klar und übersichtlich ist, ohne dabei zu simpel zu wirken. Sie lesen oft sehr genau, weshalb Du sicherstellen solltest, dass jede Information verständlich und gut strukturiert ist.
Kontraste und Farbgestaltung optimieren
Mit dem Alter lässt die Sehfähigkeit nach. Farben wie Blau/Purpur und Gelb/Grün sind schwerer zu unterscheiden. Deshalb solltest Du auf hohe Kontraste und große Schriften achten. So stellst Du sicher, dass Deine Inhalte für alle gut lesbar sind.
Textfelder und Formulare anpassen
Ältere Menschen haben oft Schwierigkeiten mit präzisen Bewegungen. Kleine Schaltflächen oder lange Drag-Gesten sind daher weniger geeignet. Vermeide auch verschwindende Labels in Formularen und biete statische Beschriftungen an. Dies reduziert Frustration und sorgt für mehr Klarheit.
Klare und sichtbare Interaktionsmöglichkeiten
Icons sollten immer mit Textbeschreibungen versehen werden, um Missverständnisse zu vermeiden. Achte darauf, dass Fehlermeldungen nicht als Pop-ups erscheinen, die schnell verschwinden. Ältere Nutzer:innen brauchen oft etwas mehr Zeit und empfinden flüchtige Fehlermeldungen als persönliches Versagen.
"Ein erfolgreiches Design sorgt dafür, dass alle Nutzer:innen – egal in welchem Alter – sich wohl und sicher fühlen."
- Steve Krug, UX-Experte und Autor
Altersbedingte Veränderungen und wie Du darauf reagierst.

(Quelle im Bild: 4, 5, 6, 7)
Die Sinne und kognitiven Fähigkeiten können sich im Alter verändern, doch das geschieht bei jedem Menschen unterschiedlich und zu unterschiedlichen Zeiten. Es ist daher entscheidend, dass Dein Produkt auf verschiedene Bedürfnisse und Fähigkeiten eingeht:
Visuelle Einschränkungen: Optimiere Dein Produkt für Nutzer:innen mit Sehschwächen durch bessere Kontraste und leserfreundliche Schriften.
Feinmotorik: Große, einfach bedienbare Schaltflächen und kurze, klare Aktionen erleichtern die Navigation.
Kognitive Veränderungen: Ältere Nutzer:innen brauchen oft mehr Zeit, um Informationen zu verarbeiten, und bevorzugen lineare, verständliche Abläufe.
Durch diese Anpassungen kannst Du sicherstellen, dass Dein digitales Produkt zugänglich, verständlich und angenehm zu nutzen ist – und das nicht nur für ältere Menschen, sondern für alle.
Fazit: Wachstum durch Barrierefreiheit.

Der Fokus auf Barrierefreiheit für ältere Menschen ist nicht nur eine soziale Verantwortung, sondern auch eine strategische Business-Entscheidung. Unternehmen, die diese Zielgruppe ernst nehmen, können neue Märkte erschließen, ihre Kundenbindung stärken und langfristig wettbewerbsfähig bleiben. Der demografische Wandel macht klar: Barrierefreiheit ist der Schlüssel zum Erfolg im digitalen Zeitalter.
Stelle Dir deshalb gerne einmal die Frage: Ist Deine Webseite oder App schon für alle zugänglich?
Lass uns darüber sprechen! Ob rechtskonformer Quick-Check, barrierefreie Optimierung oder individuelle Beratung – ich stehe Dir als Accessibility-Experte bei SHAPE zur Seite. Schreib mir einfach eine Nachricht!
Daniel Ludes Director User Experience
Daniel entwickelt zusammen mit Kund:innen die Vision eines Produkts oder Dienstleistung und fokussiert die User Experience schon in den ersten Entwicklungsphasen.

Facts & Figures
1. Über eine Milliarde Menschen weltweit sind heute über 60 Jahre alt und besitzen im Durchschnitt neunmal mehr Vermögen als Menschen in ihren 30ern. (Quelle 1, 2, 3)
2. Ältere Menschen entwickeln starke Markenbindungen, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen werden. (Quelle 17)
3. Ein weit verbreiteter Fehler besteht darin, anzunehmen, dass ältere Nutzer:innen generell Schwierigkeiten mit der Technologie haben.
Heutige 60 jährige, waren bei der Einführung von PC und Internet in ihren 30ern und haben daher viele technische Neuerungen bereits mitgemacht.
4. Ab dem 50. Lebensjahr lassen Sinneswahrnehmung, Bewegungsfähigkeit und Wahrnehmung nach.
Es ist daher entscheidend, dass Dein Produkt auf verschiedene Bedürfnisse und Fähigkeiten eingeht (Quellen 4, 5, 6, 7).
5. “Ein erfolgreiches Design sorgt dafür, dass alle Nutzer:innen – egal in welchem Alter – sich wohl und sicher fühlen.”
- Steve Krug, UX-Experte und Autor
6. “Barrierefreiheit ist nicht länger ein Nice-to-have, sondern ein Muss, um als Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.”
- Jenny Lay-Flurrie, Chief Accessibility Officer Microsoft
7. “Es geht nicht darum, das Design auf das Nötigste zu reduzieren – vielmehr sollten wir sicherstellen, dass es klar, intuitiv und leicht verständlich ist.”
- Patricia Moore, Pionierin im Bereich inklusives Design
8. Wirtschaftliche Verluste durch Inaccessibility
Laut Schätzungen verliert der Einzelhandel in den USA jährlich 6,9 Milliarden US-Dollar an Umsätzen, weil ihre Webseiten nicht barrierefrei sind. (Quelle 12)
9. Verbesserte Nutzererfahrung reduziert Supportkosten
Unternehmen, die ihre Websites in einfacher Sprache gestalten, haben bis zu 50 % weniger Supportanfragen, da die Inhalte klarer und verständlicher sind. (Quelle 13)
10. Zunehmende Relevanz der älteren Zielgruppe
Die Zahl der Menschen im Alter von über 60 Jahren liegt bei über 1 Milliarde weltweit, und viele von ihnen sind finanziell gut aufgestellt und gesund. (Quelle 14)
11. Online-Einkaufsmacht von Menschen mit Einschränkungen
In Großbritannien beträgt die Kaufkraft von Menschen mit Behinderungen im Internet, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, 24,8 Milliarden Pfund jährlich. (Quelle 9)
12. Abbruchrate bei nicht barrierefreien Webseiten
Mehr als 70 % der Nutzer:innen mit Behinderungen verlassen eine Website, wenn sie auf Barrieren stoßen. Dies führt zu erheblichen Umsatzeinbußen. (Quelle 9)
Quellen
2. World Economic Forum: Longevity Economy
4. Neuronal Plasticity and Age-Related Functional Decline in the Motor Cortex
5. PubMed Nature: Motor Control and Aging
6. Springer Nature: Assessing cognitive decline in the aging brain
7. PubMed Central: Aging & Vision
8. Microsoft Accessibility Blog
11. World Health Organization (WHO)
12. Nucleus Research
14. United Nations – World Population Ageing
Über SHAPE
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